MAGAZIN

Argentinische Schicksalsklänge

Das Wesentliche vorweg: Der Comic-Roman «Bandonéon» des Argentiniers Jorge González ist keine Geschichte des Tangos und seiner Entstehung. Tango und Bandonéon sind vielmehr die Chiffren für die Erwartungen und Hoffnungen, für die Sehnsüchte und die Sorgen der Menschen, die mit der großen Einwanderungswelle im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts von Europa nach Argentinien zogen und dort Fuß zu fassen versuchten. «Fueye», wie der Comic-Roman im argentinischen Original heißt, ist die technische Bezeichnung für jenen Teil des Bandonéons, bei dem die Luft ein- und ausströmt. Metaphorisch steht der Titel für all die kleinen Atem- und Klimmzüge, mit denen die Einwanderer die Luft von Buenos Aires aufnehmen und hoffen, dass die große Gelegenheit für ein erfülltes Leben nicht unbemerkt an ihnen vorbeizieht.
Im Zentrum von Jorge González‘ grafischem Roman steht der Werdegang von Horácio, einem hochtalentierten Pianisten, der im Umkreis eines Tango-Orchesters aufwächst, dann aber auf seine Karriere als Jazz-Pianist in New York verzichtet, um eine Management-Laufbahn in einem Großkonzern einzuschlagen. Als er die Tochter des Konzernchefs heiraten kann, sieht er sich gezwungen, seinen anarchistischen Vater zu verraten. Er bezahlt diesen Frevel mit der inneren Verkümmerung in einem existentiell langweilenden, stereotypen Büroalltag.
Mit einer kongenialen Seitengestaltung bringt González die seelischen Nöte des von seinen Träumen verlassenen Horácio auf den Punkt. Schrittweise wandelt sich ein abstraktes Pixel-Muster zu immer größer werdenden Panels, die immer dieselben Alltagsroutinen abbilden: Kaffee zum Frühstück, Autofahrt ins Büro, Sitzungen, Abendessen, Schlafen, tagein, tagaus.
González erweist sich als ein meisterhafter Stilist: Bei den ganzseitigen Bildern sind Perspektive, Konkretisierungsgrad und Größe Träger von Stimmung: Wenn die Auswanderer bangen Herzens im Hafen von Genua auf den Überseedampfer warten, ist dieser völlig überdimensioniert gezeichnet. Auf der Überfahrt hingegen wird das Schiff klein und von einer großen Leere umgeben, welche die unbestimmte Zukunft der Migranten andeutet. Stilistisch und inhaltlich klar vom historischen Teil abgegrenzt, widmet sich das letzte Kapitel den Selbst- und den Werkreflexionen des Autors, der als Argentinier in Spanien lebt: Anders als bei den von existenzieller Not getriebenen Vorfahren hat seine Migration jedoch vor allem berufliche Gründe – was für das 21. Jahrhundert auch nicht untypisch ist.

Florian Meyer

Jorge González: «Bandonéon».
Dupius, Hard-cover, 200 S.,
Euro 24.- / sFr. 41.40

 

 

Cover-Illustrationen von Stephan Schmitz


«Bandonéon»
 

Im Rausch der Tiefe

fen Wasser» ist ein surrealistisches Meisterwerk. Nicht ohne Grund gilt Cortázar neben Jorge Luis Borges als einer der bedeutendsten Schriftsteller Argentiniens und als Vertreter der neofantastischen Literatur. Die Kurzgeschichte lockt den Leser auf ein unsicheres Terrain, in ein Sumpfgebiet bei Vollmond, wo sich die Grenzen zwischen Traum und Realität auflösen. In einem Monolog erzählt der Protagonist seinem Freund Mauricio von einer geheimnisvollen Nacht mit einem gemeinsamen Bekannten. Was damals tatsächlich passiert ist, erschließt sich dem Leser selbst nach mehrmaliger Lektüre nicht. Es ist die Rede von einem Revolver und einem leblosen Körper, der im Fluss treibt, es könnte aber auch ein Trugbild gewesen sein. Vielleicht geschah ein Verbrechen, vielleicht war es auch ein Traum oder eine Vision, die dem Ich-Erzähler und dem Leser einen Streich spielt. Cortázar, der auch Edgar Allen Poe ins Spanische übersetzt hat, gelingt es, mit seiner Erzählung eine eigentümliche und verstörende Stimmung zu schaffen, die zugleich irritiert und fasziniert.
Für die Illustrationen hat der Herausgeber Armin Abmeier Franziska Neubert gewinnen können, die bei Volker Pfüller und Thomas M. Müller in Leipzig studiert hat. Vom lateinischen «illustrare» abgeleitet, bedeutet illustrieren eigentlich beleuchten und erhellen. Neuberts Illustrationen ‚erhellen’ die Narration dagegen nicht, vielmehr greifen sie die Atmosphäre der Geschichte auf und bauen sie noch weiter aus. Ihre Bilder schaffen ein Setting der Erzählung, und so blickt man von der Veranda auf das Flussdelta und durchstreift Wohnräume, in denen das Mondlicht Schatten von Gegenständen und Menschen an die Wand wirft. In den Illustrationen ist die unheimliche und düstere Wasserlandschaft allgegenwärtig, die Schatten im Haus oder in der Natur ähneln Wasserflecken, und der verschwommen gezeichnete Mann, der den Betrachter anblickt, spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Nichts scheint greifbar, real zu sein. Alles befindet sich im Fluss, im Auflösen, ob im Text oder im Bild. Es bleibt abschließend nur noch zu sagen, dass Franziska Neubert den Text von Julio Cortázar wirklich großartig illustriert hat.

Matthias Schneider

Julio Cortázar, Franziska Neubert: «Erzählung mit einem tiefen Wasser».
Edition Büchergilde, Tolles Heft 34, 32 Seiten,
vierfarbige Original-Flachdruckgrafiken, Softcover, Euro 16.90

 

 

 


«Erzählung mit einem tiefen Wasser»
 

Die Funktion bestimmt die Form

Ich gestehe, dass meine Kritik von David Mazzucchellis «Asterios Polyp» etwas verspätet kommt, aber vielleicht ist es besser, erst jetzt darüber zu schreiben, wo das Gesummse der Kritiken schon etwas verhallt ist, so dass mein Lob eher gehört wird – denn Lob hat diese brillante Graphic Novel tatsächlich verdient, wenn auch nicht aus denselben Gründen, die von den meisten Comic-Aficionados angeführt werden.
Die Geschichte dreht sich um die Glaubenskrise eines äußerst gelehrten Mannes, der meint, die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben. Wir treffen Professor Asterios Polyp, den weltberühmten, in Oxford und Harvard ausgebildeten Architekten, als er in einer Art Midlife-Krise steckt. Gerade erst geschieden, muss er an seinem fünfzigsten Geburtstag erleben, wie seine Wohnung von einem Blitzschlag zerstört wird und ihm nur die Kleider an seinem Körper bleiben. Er macht sich auf eine Reise, real und metaphysisch, eine Reise zu sich selber.
Die Geschichte ist voller Zeitsprünge – angezeigt durch Veränderungen der Druckfarbe – die uns Polyps Biographie erzählen; seine berufliche Karriere, Anfang und Ende seiner Ehe, und schließlich seinen Überlebensplan, nachdem er buchstäblich alles verloren hat.
Polyp ist ein selbstvergessener Intellektueller, der alles durch die Brille der Vernunft und des platonischen Dualismus sieht («Wahrhaftigkeit» heißt sein Leitstern), und der anmaßend genug ist zu glauben, er könne sein Leben nach einer bestimmten Ordnung planen. Als ihm sein sorgsam aufgebautes Leben dann um die Ohren fliegt, kann er nicht umhin, sich gewisse Fragen zu stellen: Was sind die wirklich wichtigen Ziele im Leben? Und wie erreiche ich sie? Polyp erkennt, dass man manchmal erst durch härteste Entbehrungen zum Glück findet.
So ist «Asterios Polyp» eine wunderschöne und zutiefst menschliche Geschichte über Liebe, Verlust und Erkenntnis. Aber nicht nur. Denn Mazzucchellis Buch ist vielleicht der erste wirklich moderne Comic. Mazzucchelli spielt mit Ideen der Moderne, angefangen bei Polyps Vorlesungen über lineare und plastische Architektur bis hin zu einer Katze namens Noguchi, aber darüber hinaus ist die ganze Geschichte zutiefst modernistisch. Stil ist Inhalt in «Asterios Polyp», und beim Lesen des Albums kann man nur darüber staunen, was für ein wunderbar ausgearbeitetes Stück Design es ist, von den elegant konstruierten Themen und Motiven über seine auffallend symmetrische Struktur bis hin zum optischen und haptischen Auftritt des Buches. (Eines Buches im Übrigen, das darum bettelt, auf einem Lounge Chair von Eames liegen zu dürfen.)
Dann aber – mit einem finalen Schwenker, der ebenso souverän wie schelmisch des Lesers eigene dualistische Empfindungen herausfordert – entpuppt sich «Asterios Polyp» als ebenso postmodern wie modern. Mit seiner großen Palette von Zeichenstilen wirft Mazzucchelli nun auch noch koboldhaft mit Anspielungen und Zitaten zur Geschichte der Kunst, der Ästhetik und der Comics um sich, seien es japanische Holzschnitte oder die Werke von Will Eisner, Lorenzo Mattotti und Dan Clowes. Und der Schluss des Buches birgt eine Überraschung, die nochmals alles in Frage stellt, was zuvor geschah. Die Genialität von «Asterios Polyp», dieser rätselhaften Bildergeschichte über die Suche nach dem Sinn im Leben jedes Einzelnen, besteht darin, dass sie – genau wie das Leben selbst – einfach begreifbar zu sein scheint und gleichzeitig darauf besteht, unverständlich zu sein.

Mark David Nevins (Übersetzung: Ch. Schuler)

David Mazzucchelli: «Asterios Polyp».
Pantheon, 344 S., ca. $ 20.-

 

 

 


«Asterios Polyp»
 

Zeugnis der faschistischen Homosexuellen-verfolgung

Antonio Angelicola, genannt Ninella, arbeitet als Schneider in Salerno. Ninella ist homosexuell. 1938 wird er über Nacht gefangen genommen und auf die Tremini-Insel San Domino verfrachtet. Dort wurden während der faschistischen Diktatur zwischen 1938 und 1943 rund 300 Homosexuelle interniert. Offiziell galten sie als «politische Gefangene», die wegen «gemeinschaftsschädlichem Vergehen» und «Untergrabung der öffentlichen Moral» inhaftiert worden waren. Anders als in Deutschland wurden Homosexuelle in Italien erst nach 1936 und damit nach der Einführung von Rassengesetzen nach deutschem Muster verfolgt und auf Inseln isoliert. Zuvor wurden sie zwar geächtet, aber gegen ein Gesetz zu ihrer Verfolgung wehrte sich selbst der Führer Mussolini. Italien brauche kein solches Gesetz, soll er gesagt haben: «In Italia sono tutti maschi – In Italien gibt es nur echte Männer.»
Aus dem Zitat leitet sich der Originaltitel des Comic-Romans von Luca de Santis und Sara Colaone ab, der im Deutschen als «Die Insel der Männer» erschienen ist. Mit einer klaren Linie und sepia-braun getönten Panels konzentrieren sie ihre Erzählung auf Antonio Angelicola, der sein Schicksal in der Rahmenerzählung einem Filmreportage-Team vorträgt. De Santis und Colaone fokussieren auf Werden und Wandel der Beziehungen der Männer auf San Domino untereinander und zu ihren Wächtern. Sie tun dies ohne einen moralisch-aufklärerischen Ton und machen insbesondere nicht den Fehler, die Isolation der Homosexuellen mit den – in ganz anderen Dimensionen wirkenden – Konzentrationslagern in Verbindung zu bringen. Wenn sich jedoch Ninella im Gespräch mit den Reportern gegen eine Rückkehr auf San Domino wehrt, wird das menschliche Drama der Verfolgung, Ausgrenzung und Demütigung deutlich und berührt. In dieser menschlichen Note liegt die Stärke von de Santis‘ und Colaones «Insel der Männer». Zum ganz großen Wurf fehlt hingegen die konkrete Einbettung in die politische Geschichte des Faschismus.

Florian Meyer/p>

Luca de Santis & Sara Colaone. «Die Insel der Männer».
Schreiber&Leser, Hardcover, 176 S.,
Euro 18.80 / sFr. 31.50

 

 

 


«Die Insel der Männer»
 

Zu Gast bei Freunden

Vor ein paar Jahren initiierte Jens Harder das Comic-Projekt «Cargo», für das die israelische Comic-Gruppe Actus Tragicus nach Berlin kam und ihre Eindrücke in Comic-Geschichten festhielt, und im Gegenzug reisten die Berliner Monogataris nach Israel. Für die Publikation «Tel Aviv Berlin» wurde die Buchidee aufgegriffen, diesmal machten sich Jan Feindt, Anke Feuchtenberger und Henning Wagenbreth auf den Weg nach Tel Aviv und Actus Tragicus besuchten erneut Berlin. Auch wenn sich die beiden Projekte auf den ersten Blick ähneln, so unterscheiden sie sich in zwei Punkten. Von Feindts Beitrag abgesehen, der gemeinsam mit der Israelin Shelly Duvilanski eine reine Comic-Geschichte abgeliefert hat, lösen sich die restlichen Teilnehmer von einer Panel-zu-Panel-Erzählung und experimentieren mit den Möglichkeiten der Bilderzählung. Der zweite Unterschied besteht darin, dass «Tel Aviv Berlin» von den Künstlern sowohl eine Geschichte über die israelische als auch die deutsche Stadt abbildet, über ihre Heimat und die Fremde. Wie gegensätzlich der Blick auf das Unbekannte und das Vertraute sein kann, spiegelt Anke Feuchtenbergers Geschichte ganz wunderbar wider. Darin beschreibt sie die Fahrt mit der Straßenbahnlinie 63 von Friedrichshain nach Berlin Mitte, die sie als 7-Jährige regelmäßig zum Ballettunterricht genommen hat. Die Illustrationen sind dunkel und verschwommen, als ob die Vergangenheit übermächtig und unscharf zugleich ist. Im Gegensatz dazu bestehen ihre Bilder von Tel Aviv fast nur aus Konturen und erscheinen taghell. Es ist einzig die Oberfläche, die Feuchtenberger bei ihrem Israel-Aufenthalt zu sehen und spüren bekommt. Eine Fremdheit, die auch durch Nachfragen bei den befreundeten Actus-Tragicus-Leuten keine weiterführende Tiefe erhält. Für Rutu Modan ist Berlin wiederum mit der Geschichte Rosa Luxemburgs verknüpft, so dass sie allgegenwärtig an allen Touristenstationen ist, ob vor dem Kino International oder in Clärchens Ballhaus. Dagegen versammeln sich in ihren Illustrationen über Tel Aviv Kindheits- und Jugenderinnerungen, einzelne Impressionen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind und sich collagenhaft überlagern. Obwohl die Beiträge überwiegend von Erinnerung und Geschichte handeln, so sparen sie den Teil der Vergangenheit aus, der Deutschland mit Israel für ewig verbinden wird. Die israelische Kultur- und Kunstkritikerin Maya Baker umschreibt dies in ihrem Vorwort sehr treffend mit einem Spiel, das auf Hebräisch «Ja, nein, schwarz, weiß» heißt. Den Mitspielern werden Fragen gestellt, die sie beantworten müssen, ohne eines dieser vier Worte zu benutzen. Auch die Teilnehmer dieser Publikation scheuen sich, den Nationalsozialismus und die Verfolgung der Juden zu thematisieren, mit Ausnahme von Wagenbreth, der dies in seiner Illustration über die Geschichte Berlins zumindest anführt. «Cargo» und «Tel Aviv Berlin» sind Buch- und Künstlerprojekte, die eine Brücke schlagen, um einen Dialog und eine Annäherung voranzutreiben, was ihnen auch gelingt. Dennoch bedarf es vieler weiterer deutsch-israelischer Projekte, bis auch die Tabuthemen einmal gemeinsam bearbeitet werden können.

Matthias Schneider

Ein Reisebuch von Rutu Modan, Jan Feindt, Shelly Duvilanski, Yirmi Pinkus,
Anke Feuchtenberger, Mira Friedmann, Itzik Rennert, Batia Kolton,
Henning Wagenbreth: «Tel Aviv Berlin».
Avant Verlag, 34 S., Sonderfarben, Überformat,
Hardcover, Euro 29.95

 

 

 


«Tel Aviv Berlin»
 

Vom Sinn und Hintersinn

Andy Fischli dürfte auch außerhalb der Comic-Szene mittlerweile kein ganz Unbekannter mehr sein. Immerhin arbeitet der in Zürich lebende Zeichner regelmäßig für die WOZ und das Straßenmagazin Surprise, und sein Strip «Der Irrsinn» – verfügbar auf seiner Web-Seite und von ihm selbst als Klassiker bezeichnet – wurde sicher schon unzählige Male durchs Netz geschickt. Wie eine Antwort auf diese Geschichte wirkt der Titel seines Sammelbandes «Der Sinn». Dieser vereint Arbeiten der letzten fünf Jahre, auf gut 140 Seiten und in einem großzügigen Format von 22 x 29 cm. Man begegnet hier den bekannten Dreiaugen-Menschen, trifft immer wieder auf kuriose Personifikationen (wie z. B. die Scheu, das schlechte Gewissen oder auch die Onanie) und Darstellungen wörtlich verstandener Metaphern (wenn Fischli sich z. B. vorstellt, wie eine Gehirnwäsche im buchstäblichen Sinne durchgeführt wird). Auch enthalten sind eine mehrseitige, rein bildliche Nacherzählung von Hamlet sowie einige Tiergeschichten, und natürlich tauchen an allen möglichen Stellen die typischen Eiermännchen auf.
Wer Fischli ein bisschen kennt, wird nach der Lektüre etwas überrascht sein über die hier deutlicher als in den bekannteren Arbeiten zum Tragen kommenden düsteren Untertöne. Die meisten Geschichten sind sehr witzig, oft auch durch schwarzen Humor oder Skurrilitäten geprägt, tragen aber gleichzeitig nicht selten auch melancholische Züge. Überhaupt ist Fischlis Humor nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, sondern vielmehr hintersinniger Natur. Seine Geschichten enden oft ohne eigentliche Pointe, wobei der Witz eher in den Details steckt; viele seiner Geschichten machen nachdenklich, und einige sind auch ziemlich morbid und überhaupt nicht lustig. Die feinen Schwarz-Weiss-Zeichnungen gehen dabei Hand in Hand mit dem «Sinn»: Um diesen zu erkennen, muss man bei Fischli oft genau und auch mehrmals hinsehen.
«Der Sinn» bietet einen tollen Überblick über Fischlis vielseitiges Schaffen. Nur allzu gerne verliert man sich in seinem Universum, das die Geschichten des Alltags mit sonderbaren und fantastischen Wendungen vereint und das gleichzeitig zum Nachdenken anregt und auf hohem Niveau unterhält. Bleibt nur zu hoffen, dass Fischli auch endlich außerhalb der Schweiz wahrgenommen wird. Verdient hätte er es allemal.

Jan Westenfelder

Andy Fischli: «Der Sinn».
Pica Verlag, 144 S., Softcover, s/w,
sFr. 32.-

 

 

 


«Der Sinn»
 

Unbezahlbar

Sie gehören zu den wertvollsten Dingen, die für diese Publikation illustriert wurden und dennoch kann man sie nicht kaufen. Sie sind somit unbezahlbar und darüber hinaus auch nicht einfach darzustellen, wie die 30 teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler des Buchprojektes erfahren mussten. Denn wie stellt man Empathie, Seele, Charisma und Vertrauen dar, um nur ein paar Beispiele zu nennen? Sicherlich, es gibt persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, die einem jeden spontan dazu einfallen. Doch wie schafft man eine für die Allgemeinheit lesbare Illustration? Die Publikation «Ein Buch, das man kaufen kann, über Dinge, die man nicht kaufen kann» war für die teilnehmenden Illustratoren eine Herausforderung, und manch einer ist auch daran gescheitert. Zu den herausragenden Beiträgen gehört unter anderem jener von Franziska Neubert, die für «Anmut» eine junge Frau darstellt, die erstaunt in den Spiegel schaut, da ihr Spiegelbild frech die Zunge herausstreckt. Es gibt humoristische Illustrationen, wie die von Bodo Rott zu «Gelassenheit», die in ihrer zeichnerischen und inhaltlichen Weise an den Großmeister Sempé erinnert oder jene von Yvonne Kuschel zu «Charme», auf der eine traurig drein blickende Frau mit Narrenkappe sagt: «Die werden noch Augen machen». Wiederum verstörend sind die Zeichnungen von Nikola Röthemeyer zu «Gesundheit», die eine junge Frau einen Hirsch das Herz abhören lässt, oder Anke Feuchtenbergers Bild zu «Vertrauen», worauf ein Lammkopf auf einem männlichen nackten Oberkörper mit einem Hund im Arm den Betrachter anblickt. Ganz leise Töne schlägt Katrin Stangl mit ihrem Linolschnitt zu «Liebe» an, auf dem ein junges Paar, einander zugewandt, schüchtern und verhalten auf einer Wiese liegt. Das Buch lädt zum Blättern, zum Entdecken von neuen Illustratoren und ebenso zum Nachdenken und auch Philosophieren ein. Einzig störend ist die den Illustrationen vorangestellte Typografie, bei der sich der Gestalter ausgetobt hat, anstatt eine durchgehende neutrale Schrift zu verwenden. Man hätte die Schriftgestaltung auch den Künstlern überlassen können.

Matthias Schneider

Mit Illustrationen von 30 Künstlerinnen und Künstlern:
«Ein Buch, das man kaufen kann, über Dinge, die man nicht kaufen kann».
Edition Büchergilde, 135 S., Hardcover, Euro 19.90

 

 

 


«Ein Buch, das man kaufen kann, über Dinge, die man nicht kaufen kann».
 

Beat-Literatur in Bildern

Im Juli dieses Jahres ist der Comic-Autor Harvey Pekar gestorben, der mit seiner autobiographischen «American Splendor»-Serie wie auch durch die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Robert Crumb berühmt wurde. Eine seiner letzten Arbeiten war das Texten für «The Beats – A Graphic History», das im Original 2009 und nun auch im Zürcher Walde + Graf Verlag auf Deutsch erschienen ist. Der Comic stellt die US-amerikanische Strömung der Beat-Literatur in den 1950er-Jahren vor, deren Protagonisten als Erste explizit über Sex und Drogenmissbrauch schrieben und gleichzeitig auch versuchten, den treibenden Rhythmus und die langen Improvisationen des Bebop in ihre Sprache einfließen zu lassen. In Verbindung mit ihrer unkonventionellen Lebensweise entstand eine literarische Subkultur, die großen Einfluss auf die spätere Entwicklung des Punk wie auch auf die Pop-Kultur im Allgemeinen hatte.
Im ersten Teil des Bandes werden mit Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William S. Burroughs die drei wohl prominentesten Vertreter der Beat-Literatur in Form von Kurz-Biographien porträtiert; im zweiten Teil werden weitere Autoren und Personen, die mit den Beats in Verbindung standen, z. B. aus den Bereichen Kunst und Musik, vorgestellt. Dieser zweite Abschnitt lässt sich noch einmal unterteilen: Wurden die Beiträge in der ersten Hälfte – ebenso wie der gesamte erste Teil – ausschließlich von Pekar getextet und von Ed Pistor gezeichnet, stammen diejenigen der zweiten Hälfte von verschiedenen Autoren und Zeichnern.
Obwohl man viel Wissenswertes erfährt, macht es einem das Buch nicht ganz leicht. Pistors statische Zeichnungen wirken auf Dauer ziemlich gleichförmig, und den vielen Kurzvorstellungen der verschiedenen Autoren, die oft nur zwei Seiten lang sind, mag man irgendwann nicht mehr folgen. Viel reizvoller ist es, sich auf die diversen Zeichenstile des abschließenden Teils einzulassen, wobei die Palette von Nick Thorkelsons Cartoon-artigen Bildern bis zu den realistischen Zeichnungen von Summer McClinton oder Mary Fleeners psychedelisch beeinflusstem Stil reicht. Der Beitrag von Joyce Brabner und Summer McClinton über die Frauen der Beat-Generation und den oft ignorierten Sexismus einiger Beats ist wohl der am besten und eindrücklichsten erzählte. Und besonders viel Spaß macht Jeffrey Lewis’ Portrait des Dichters und Musikers Tuli Kupferberg und seiner Band The Fugs, das die Atmosphäre der damaligen Zeit toll einfängt und widerspiegelt.
Am Ende wünscht man sich, das Prinzip des letzten Teils – nämlich die Kapitel durch verschiedene Zeichner/Autoren umsetzen zu lassen – wäre beim gesamten Band zum Tragen gekommen. Aber auch so ist «The Beats» interessant und spannend zu lesen. Vor allem aber macht dieser Comic auch Lust auf die Literatur der Beat-Generation, was man ihm in jedem Fall hoch anrechnen muss.

Jan Westenfelder

Harvey Pekar & Paul Buhle (Hrsg.), mit Zeichnungen von Ed Piskor,
Peter Kuper, Jeffrey Lewis u. a.:
«The Beats. Die Geschichte der Beat-Literatur – eine Graphic Novel».
Walde + Graf, 206 S., Hardcover, s/w, Euro 22.95 / sFr. 36.-

 

 

 


«The Beats. Die Geschichte der Beat-Literatur – eine Graphic Novel»
 

Logik und Wahnsinn

Mittlerweile gibt es Comics zu so gut wie allen Themen – und selbst Mathematik und Logik sind nicht vor dem Zugriff von Szenaristen und Zeichnern gefeit. So machte sich ein griechisches Team – ein Autor, ein Mathematiker, ein Zeichner, eine Koloristin – auf, so der Untertitel, «eine epische Suche nach Wahrheit» und schildert in «Logicomix» die Lebensgeschichte des Mathematikers, Logikers, Pazifisten und Literaturnobelpreisträgers Bertrand Russell (1872–1970), der zwischen 1910 und 1913 mit den «Principia Mathematica» eines der bedeutendsten mathematischen Grundlagenwerke des 20. Jahrhunderts schuf. Ist das interessant? Ja, es ist interessant, wie der Schreibende, der an Mathematik so gut wie kein Interesse hat, bei aller anfänglichen Skepsis gestehen muss. Die Autoren und Zeichner schaffen es, Russells Lebensgeschichte flüssig und süffig in einem vielleicht etwas altbackenen (aber durchaus zweckdienlichen) Ligne-Claire-Stil zu erzählen und seine hartnäckige, ja besessene Suche nach einer allgemeingültigen, unwiderlegbaren Grundlage der Mathematik in größere historische, politische, ideologische und wissenschaftliche Zusammenhänge zu stellen. Am eindringlichsten ist «Logicomix» dort, wo die Suche nach absoluter Klarheit in die verhängnisvolle Nähe des Wahnsinns führt, dem etliche von Russells Vorläufern, Weggefährten und Schülern verfielen, und vor dem sich auch der Rationalist Russell ein Leben lang fürchtete. «Logicomix» ist allerdings nicht ohne Schwächen. Die Rahmengeschichte – ein Vortrag Russells an einer amerikanischen Universität – ist zwar clever, aber es ist nicht glaubwürdig, dass Russell seine rund 300 Comic-Seiten lange Lebensgeschichte in diesem einzigen Vortrag erzählte. Auch konzentrierten sich die Autoren zu sehr auf die sog. «human interest»-Story – gerade der Mathematik-Laie hätte jedoch gerne mehr erfahren über die Mathematik, die Logik und die Bedeutung ihrer Grundlagen. Mit seinen vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten zwischen Text, Zeichnung, Diagramm und Typographie hätte der Comic die Möglichkeit, auch abstrakte Inhalte und Formeln auf gegenständliche und nachvollziehbare Weise zu visualisieren.

Christian Gasser

Christos H. Papadimitriou, Alecos Papadatos, Anni di Donna: «Logicomix».
Atrium Verlag, 352 S., Softcover, farbig,
Euro 24.90 / sFr. 37.90

 

 

 


«Logicomix»
 

Der Schweiss, das Wasser, das Chlor

«Spider-Woman» hatte ihre erste eigene Serie ab 1978. Darauf folgten diverse weitere, die schließlich zur Ende 2009 begonnenen Mini-Serie «Agentin von SWORD» führten. Deren sieben Teile sind vollständig im schlicht und einfach «Spider-Woman» betitelten Sammelband enthalten. Die lange Vorgeschichte der Agentin und Privatdetektivin Jessica Drew alias «Spider-Woman» ist mittlerweile ziemlich verworren und verzweigt. Für das Verständnis von «Agentin von SWORD» wird dieses Vorwissen aber nicht benötigt, denn die nötigen Fakten werden in kurzen Rückblenden und inneren Monologen geliefert, so dass man hier ohne Probleme einsteigen kann. Zu Beginn ist Jessica nach einer Entführung durch Außerirdische gerade auf die Erde zurückgekehrt. Während sie noch versucht, wieder in ihr früheres Leben zurückzufinden, wird sie von der Geheim-Organisation SWORD angeheuert, um Jagd auf die Skrulls zu machen, eine bösartige außerirdische Rasse von Gestaltwandlern, die sich unter die Menschen und auch die Superhelden gemischt hat. Schon während der Ausführung ihres ersten Auftrags bekommt sie zu spüren, dass hinter dem Auftrag viel mehr steckt als offensichtlich ist.
Zugegeben, die Story ist nicht allzu originell, dazu auch etwas dünn und scheint vor allem darauf ausgelegt zu sein, möglichst viele Action- und Kampf-Szenen unterzubringen. Auch die kurzen Gastauftritte einiger altbekannter Marvel-Helden wirken etwas fehl am Platz. Trotzdem bleibt die Handlung bis zum Ende spannend und bietet einige überraschende Wendungen.
Das Besondere an «Spider-Woman» aber ist die grafische Umsetzung. Das für seine Arbeit an «Daredevil» bekannte Team Brian Michael Bendis/Alex Maleev hat die Serie gleichzeitig als Motion-Comic – mit animierten Bildern, gesprochenem Text und Hintergrund-Sounds – produziert, und auch die Comic-Version zeichnet sich durch einen filmischen Charakter aus. Für die Figuren standen reale Personen Modell, deren Bilder bearbeitet und durch gezeichnete Elemente ergänzt wurden. Die Grundstimmung der Bilder ist extrem düster, die Panels sind vielfältig und rasant montiert, und besonders die Action-Szenen gleichen schnellen Kamerafahrten, die einen sogartig mitreißen. Ein weiterer Pluspunkt ist die tolle Aufmachung des Bandes, der alle Cover der amerikanischen Einzelhefte beinhaltet und auch als Hardcover erhältlich ist. Mit «Spider-Woman» liefern Bendis und Maleev ein schönes Beispiel dafür, dass man das alte Superhelden-Thema durchaus immer wieder neu aufgreifen und spannend umsetzen kann.

Jan Westenfelder

Brian Michael Bendis (Text), Alex Maleev (Zeichnungen):
«Spider-Woman: Agentin von Sword».
Panini Comics, 180 S., Softcover, farbig, Euro 19.95 / sFr. 32.-

 

 

 


«Spider-Woman: Agentin von Sword»
 

Schöner Tod

Death zählt zu den beliebtesten Nebenfiguren aus Neil Gaimans «Sandman»-Serie. Dies hängt sicher mit ihrem Erscheinungsbild und Charakter zusammen: Der Tod wird hier nämlich nicht als grimmiger Sensenmann dargestellt, sondern als junges, hübsches Goth-Mädchen, das dazu noch ausgesprochen freundlich, sanft, ein bisschen verträumt und meistens gut gelaunt ist und sogar einen gewissen Humor besitzt. Der Band «Death» versammelt erstmals die Geschichten, in denen diese Figur die Hauptrolle spielt. Mit «Der Preis des Lebens» und »Die Zeit deines Lebens» beinhaltet er zwei längere Geschichten, dazu kommen die erstmals auf Deutsch veröffentlichten Kurzgeschichten «Eine Wintergeschichte» und «Das Rad» sowie der AIDS-Aufklärungs-Comic «Death spricht über das Leben».
Auch wenn zwischendurch einige «Sandman»-Charaktere auftauchen, benötigt man keinerlei Vorkenntnisse, um der Handlung folgen zu können. In der ersten Geschichte verbringt Death einen Tag unter Menschen in New York an der Seite eines lebensmüden Teenagers; in der zweiten schließt sie einen Pakt mit einer über den Tod ihres Sohnes verzweifelten Frau. Die erste der beiden Kurzgeschichten wiederum ist ein selbstreflexiver Monolog über ihre Arbeit als Tod, und in der zweiten trifft sie auf einen Jungen, der am Tod seiner Mutter zu zerbrechen droht. Am Ende realisiert man, dass Gaimans «Death» erstaunlich lebensbejahend ist.
Die Geschichten sind wunderbar erzählt, in einem ruhigen, fließenden Tonfall. Schön ist auch, wie sie trotz ihrer morbiden Thematik und ihrer melancholischen Zwischentöne eine positive Grundstimmung erzeugen und immer wieder auch komische Momente enthalten. Damit korrespondieren die stimmungsvollen und oft düsteren wie auch poetischen Bilder perfekt. Immer wieder hält man inne, um einzelne Panels oder auch ganze Seiten genauer zu betrachten, wobei man feststellt, dass es sich lohnt, auf die Details zu achten, da sie oft Facetten der Handlung darstellen. Zudem ist interessant zu sehen, wie die Stile in jeder Geschichte variieren. Besonders viel Freiheit haben sich die Zeichner bei den beiden Kurzgeschichten genommen: Diese besitzen teilweise den Charakter illustrierter Erzählungen, so kommt z. B. die «Wintergeschichte» komplett ohne Sprechblasen aus. Der AIDS-Comic, der u. a. den richtigen Umgang mit Kondomen und Spritzen beschreibt, steht mit seinem sachlichen Charakter etwas außen vor. Er ist grafisch weniger aufwändig umgesetzt, dafür bringt er das Thema AIDS sehr direkt zur Sprache und vermittelt auf humorvolle Weise für Teenager sicherlich nützliches Wissen.
Für «Sandman»-Fans ist dieser Band sowieso ein Muss. Aber auch Einsteigern bietet er einen wahren Lesegenuss.

Jan Westenfelder

Neil Gaiman (Text), Chris Bachalo, Mark Buckingham, Dave McKean & Jeffrey Jones (Zeichnungen): «Death».
Panini Comics, 196 S., Softcover, farbig, Euro 19.95 / ca. sFr. 32.-

 

 

 


«Death»
 

273 Sitzungen

Dass Dominique Goblets autobiographisches «Faire semblant c‘est mentir» (L‘Association, 2007) im STRAPAZIN nicht besprochen wurde, ist unverzeihlich, handelte es sich dabei doch um einen meisterhaften autobiographischen Comic, in welchem sich Dominique Goblet mit schonungsloser zeichnerischer und erzählerischer Offenheit an ihre zerquälte Kindheit und verkorkste Jugend annäherte. Zwölf Jahre lang arbeitete Dominique Goblet an «Faire semblant c‘est mentir» und verfolgte im selben Zeitraum ein anderes, nicht weniger (auto-)biographisches Projekt. Von 1998 bis 2008 setzten sich Dominique Goblet und ihre Tochter Nikita Fossoul im Schnitt alle zwei Wochen einander gegenüber und zeichneten oder malten sich gegenseitig. 1998 war Dominique Goblet 31 und ihre Tochter 7; als sie ihr Projekt zehn Jahre später abschlossen, war Nikita Fossoul 17 und ihre Mutter 41. Nun liegen die in insgesamt 273 zeichnerischen Begegnungen entstandenen Doppel-Portraits in einem schmucken, querformatigen Hardcoverbuch vor. «Chronographie» erzählt ein Stück Familien- und Lebensgeschichte. Am deutlichsten sind die Spuren der Zeit in den Portraits zu sehen, die Dominique Goblet von ihrer Tochter zeichnete und malte: In den zehn Jahren reifte Nikita Fossoul vom kleinen Mädchen zur jungen Frau. Nicht minder interessant und aufschlussreich ist zu beobachten, wie sich die von der Tochter gezeichneten Bilder entwickeln. Die frühen Zeichnungen sind rührende Kinderzeichnungen, die aber bald schon, dank der regelmäßigen Arbeit, an handwerklichem Geschick und künstlerischem Gespür gewinnen. Dabei beobachtet man, wie Nikita sich bisweilen künstlerisch an ihre Mutter annähert, dann wieder eine möglichst große Distanz sucht – und vor allem beobachtet man, wie sich auch ihr Blick auf ihre Mutter immer wieder verändert. Es ist erstaunlich, wie viele kleine Geschichten in dieser unkommentierten Portraitsammlung mitschwingen. «Chronographie» schildert die Beziehung zwischen Mutter und Tochter und erzählt von Liebe, Zuneigung und intensivem Austausch, aber auch von (pubertären) Spannungen und Schwierigkeiten. Das ist im Kontext von Dominique Goblets Werk umso interessanter, als auch in «Faire semblant c‘est mentir» eine Mutter-Tochter-Beziehung im Mittelpunkt stand: Die allerdings ziemlich gestörte und konfliktbehaftete Beziehung zwischen Dominique Goblet und ihrer Erzeugerin.

Christian Gasser

Dominique Goblet/Nikita Fossoul: «Chronographie».
L‘Association, 560 S., Hardcover, farbig, Euro 49.-

 

 

 


«Chronographie»