KURZ UND GUT

von Christian Meyer

 

Der Franzose Blutch demonstriert mit «Peplum» ein weiteres Mal seine Vielseitigkeit. «Peplum» ist eine Odyssee eines jungen Mannes im Römischen Reich, die es in Bezug auf skurrile Figuren, surreale Mystik und drastische Gewaltdarstellung mit Fellinis «Satyricon» oder Pasolinis «Medea» durchaus aufnehmen kann. Gezeichnet ist die archaische Reise um Liebe und Besessenheit in groben Schwarzweiss-Bildern. Die letzte Seite bringt den Wandel des Helden noch einmal schockierend auf den Punkt.

Blutch: «Peplum».
avant-verlag, 160 S., Softcover, s/w, Euro 25.– / sFr. 39.90

 

Der Belgier Brecht Evens liefert mit «Am falschen Ort» ein sowohl erzählerisch als auch zeichnerisch aussergewöhnliches Werk. Ausgehend von einer Partygesellschaft, erzählt er von einer losen Grossstadt-Clique, die einst eng befreundet, sich im Berufsalltag aber längst voneinander sowie auch von den eigenen Wünschen entfernt hat. Nur einer steht da als um-schwärmter Held, weil er ein selbstbestimmtes Leben, frei von allen Zwängen lebt. Evens zerlegt seine Geschichte zeitlich, räumlich und in jedem einzelnen Bild, wenn die Texte umherfliegen und die Bilder sich munter drehen. Farbenfroh, wild, sehnsüchtig: Grosse Kunst.

Brecht Evens: «Am falschen Ort».
Reprodukt, 176 S., Softcover, farbig, Euro 24.– / sFr. 37.–

 

Der schottische Künstler David Shrigley ist vor allem durch seine anarchischen wie archaischen Cartoons bekannt. Die findet man nicht nur an Museumswänden, sondern auch auf Postkarten und in Büchern. «Äh … was machst Du da eigentlich? The Essential David Shrigley» versammelt nun auf 350 Seiten die unterschiedlichsten Zeichnungen – mal bitterböse, mal deprimierend oder traurig – schwarzer Humor ist King. Neben den Zeichnungen finden sich auch einige fotografische Arbeiten und Skulpturen in der Sammlung. Die Textübersetzungen sind äusserst gelungen und in Zusammenarbeit mit Shrigley entstanden, der auch gleich das Lettering selbst übernahm. Wirklich essentiell.

David Shrigley: «Äh, was machst Du da eigentlich? The Essential David Shrigley».
Eichborn, 352 S., Softcover, farbig & s/w, Euro 24.95 / sFr. 37.90

 

Die seit 26 Jahren von Volker Hamann herausgegebene Zeitschrift für graphische Literatur Reddition hat im letzten Sommer mit der Nummer 52 Jacques Tardi eine reich bebilderte Ausgabe gewidmet. Hier gehen fundierte Texte auf die grundlegenden Aspekte von Tardis Schaffen ein: die Kriegsthemen, die Literaturadaptionen, das Fantastische und die bissige Mischung aus Kritik und Humor. Neben dem Heftformat ist auch eine limitierte Hardcoverausgabe erhältlich. Die aktuelle Ausgabe 53 widmet sich einem weiteren Altmeister: Will Eisner wird als Wegbereiter der Graphic Novel und als früher Theoretiker der Comic-Kunst ausgiebig gewürdigt. Dabei wird sowohl sein kulturindustrielles Haupt- als auch sein späteres Autorenwerk ausgiebig und vielfältig beleuchtet. Nebenbei erfährt man auch einiges über Eisners langjährige Comic-Arbeit für die Armee.

Volker Hamann (Hg.): «Reddition».
Verlag Volker Hamann, je 76 S., farbig u. s/w, Euro 8.– / sFr. 13.50

 

Der zweite dicke Sammelband von Andreas Michalkes «Bigbeatland» vereint die Abenteuer von Markus und Fricka nach der Geburt ihres Kindes. Ihr links bewegtes Leben ändert sich. Fricka sucht das bürgerliche Leben und Markus verstrickt sich in ideologische Widersprüche. Michalke karikiert die verschiedenen politischen Szenen mit überbordender Action.

Andreas Michalke: «Bigbeatland 2».
Reprodukt, 100 S., Hardcover, farbig Euro 15.– / sFr. 22.90

 

Riad Sattouf sagt’s, wie’s ist: Zwangsbeschneidung ist scheisse! In «Meine Beschneidung» erzählt der in Paris geborene, bis zu seinem zehnten Lebensjahr aber in Algerien, Libyen und Syrien aufgewachsene Comic-Zeichner und Regisseur, wie es einem achtjährigen Jungen ergeht, wenn man ihm die Vorhaut abschneiden will. Mit tiefschwarzem Humor, der die Tragik aber nicht überspielt, erzählt er cartoonhaft seine autobiografische Kindheitsgeschichte.

Riad Sattouf: «Meine Beschneidung».
Reprodukt, 100 S., Softcover, farbig, Euro 14.– / sFr. 21.90

 

In «Love Rehab» erzählt Jule K. wieder ein grosses Liebesdrama. Charlotta wird von ihrem Freund verlassen. Ein Selbstmordversuch, eine Liebesentzugsklinik und eine Reise nach Australien – nichts hilft der verzweifelten Comic-Ladenbesitzerin. Jule K. paart Herzschmerzromantik mit Idealen von Mädchenfreundschaft und ewiger Treue in ihrem furios kitschigen Herz-Schmerz-Drama.

Jule K.: «Love Rehab».
Edition 52, 90 S., Softcover, s/w, Euro 8.– / sFr. 11.90