Die Einladung
Nadine Gerber & Nicole Michel

Nadine Gerber & Nicole Michel - Die Einladung

Nadine Gerber & Nicole Michel - Die Einladung

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Interview mit
Nadine Gerber & Nicole Michel

  Nadine – Wir hatten grosse Freude an diesem Begriff „Komplizen“, weil er genau auf uns zutrifft. Ich fühle mich von niemandem so verstanden, wie von Nicole. Komplizen haben etwas Verschwörerisches, Geheimnisvolles, man hat das gleiche Ziel, kämpft für etwas, sucht etwas, muss einander vertrauen, ist voneinander abhängig …

  Nicole – … wir haben auch schon Vieles zusammen erlebt.

  Na – All dies trifft auf uns zu. Und „Komplizen“ impliziert ja auch ein gemeinsames Begehen von Übeltaten – ja, das ist auch das
Schöne daran! Wir zwei alleine gegen die Welt … Ich habe manchmal das Gefühl, dass Gestaltung auch eine Art Übeltat ist. Es kommt vor, dass ich meine Arbeit als brutal empfinde. Auch unser gemeinsamer strapazin-Beitrag wird vielleicht ein Akt von Brutalität sein, da wir den Menschen etwas an den Kopf werfen, das sie vielleicht nicht verstehen, das nicht einfach lesbar ist …

  Ni – Zu diesem Thema einen Beitrag zu gestalten, bedeutet für uns auch, dass es um uns geht, dass wir hier die Komplizen sind. Wür-
de ich die Arbeit mit jemandem machen, den ich weniger gut kenne, würde es mich wohl weniger reizen. Es wäre etwas ganz Anderes, weniger persönlich.

  Na – Beim Thema Komplizen drängt es sich auf, dass es auch eine Art Porträt von uns wird.

  Ni – Es scheint mir, als hätten wir gar nicht nach Themen suchen müssen. Wir sind einfach in diesen Zug Richtung Matterhorn gestiegen …

  Na – Wir sind tatsächlich das erste Mal in unserem Leben zum Matterhorn gereist ! Wir hatten uns schon länger nicht mehr gesehen und hatten uns extrem viel zu erzählen. Wenn ich Leuten von Nicole erzähle, sage ich manchmal : „Wir kennen uns seit 10 Jahren und es gab nie einem Moment, wo wir nicht wussten, über was wir reden sollten.“ Vieles entsteht schon nur aus diesem Material. Wir wollten uns keine Geschichte im klassischen Sinne ausdenken. Wir wollten auch nicht autobiografisch unsere Geschichten erzählen. Es geht in unserer Arbeit mehr um Dinge, die uns gerade beschäftigen.

  Ni – Wir hätten auch eine Narration aus unserer gemeinsamen Vergangenheit entwickeln können. Unser Beitrag bezieht sich aber mehr auf das Jetzt. Wir wollen etwas machen, das mit dem Jetzt zu tun hat.

  Na – Wir reden viel über unsere Arbeit. Mir ist es wichtig, was Nicole von meiner Arbeit hält.

 Ni – Bei mir ist es manchmal sogar so, dass ich das Gefühl habe, dass Nadine besser weiss, was es über meine Arbeit zu sagen gibt, als ich selbst. Für mich ist es schwieriger, Worte zu finden.

  Na – Unser Zusammensein ist immer ein Dialog. Und in unserer Arbeit ist es eigentlich auch so – immer ein Dialog, auch wenn wir oft gleicher Meinung sind.

  Ni – Wenn ich mit Nadine etwas mache, habe ich weniger Angst zu scheitern, als alleine.

  Na – Ja, irgendwie gibt die Tatsache, dass wir uns zusammen mit etwas beschäftigen der Arbeit schon einen Sinn. Der Prozess und die Methode an sich sind, losgelöst vom Endresultat, schon interessant.

  Ni – Ausserdem sind wir dadurch manchmal auch mutiger. Weil wir nicht alleine sind, können wir etwas riskieren. Die Herangehensweise zu zweit unterscheidet sich insofern, dass ich eher gezwungen bin, über das, was ich mache, richtig nachzudenken und zu sprechen. Wenn ich alleine arbeite, dann viel mehr aus dem Machen heraus, drauflos. Wenn wir aber zu zweit arbeiten, sind wir gezwungen, uns immer wieder auszutauschen, unsere Gedanken auszuformulieren. Als Komplizinnen hatten wir einen Masterplan. Während Nadine in Berlin war und ich in Bern, hat jede für sich gezeichnet, und wir haben via Skype kommuniziert. Bei meinem Besuch in Berlin haben wir dann die zwei Teile zusammengeführt.

  Na – Wir arbeiten aber nicht immer so. Diese Methode hat sich auch aus der Situation heraus ergeben.

 Ni – Ich wünsche mir, dass unsere Zusammenarbeit weiter geht. Es muss nicht für immer sein, aber wir werden uns sowieso ein Leben lang begleiten.

 Na – Ich würde mir manchmal wünschen, mehr in deiner Nähe zu sein.

  Ni – Ich habe dir gesagt, dass du jederzeit bei mir einziehen kannst …