Paso Doble
Julia Marti & Milva Stutz

Julia Marti & Milva Stutz - Paso Doble

Julia Marti & Milva Stutz - Paso Doble

Julia Marti & Milva Stutz - Paso Doble

 

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Interview mit
Julia Marti & Milva Stutz

Julia und Milva, wie habt ihr euch ursprünglich kennengelernt ?

  Julia – Wir arbeiteten damals beide für das Comicmagazin Plusplus und nahmen 2007 am Comixfestival Fumetto in Luzern an derselben Ausstellung teil. Mir gefielen Milvas Arbeiten und deren Kontrast zu meinen so sehr, dass ich Milva bei einem Bummel durch die Stadt vorschlug, zusammen etwas zu machen. Allerdings reiste Milva gleich darauf für einige Zeit nach Edinburgh und ich nach Hamburg …

  Milva – … aber trotzdem – oder gerade deshalb – entstand so unser erstes Büchlein, das Projekt „Exchange“. Wir schickten uns wöchentlich gegenseitig Postkarten. Julia illustrierte mit jeweils vier Zeichnungen, was ich ihr auf den Postkarten erzählte, und umgekehrt. Durch diese Postkarten lernten wir uns immer besser kennen. Erst schrieben wir uns sehr distanziert und vage, mit der Zeit aber immer persönlicher, erzählten uns bald auch unsere Liebesgeschichten und -probleme und kamen uns so allmählich näher.

  – Wie unterscheidet sich die gemeinsame Arbeit an einem Kunstprojekt von der Arbeit am hier abgedruckten Beitrag, der ja euer erster gemeinsamer Comic ist ?

  M – Ich sehe keine grossen Unterschiede. Ich gehe intuitiver an Dinge heran, hingegen sind ihre Arbeiten lesbarer als meine.
Das macht wohl die Qualität unserer gemeinsamen Arbeiten aus.

  J – Milva geht persönlicher, verschlüsselter, „künstlerischer“ an ihre Arbeiten heran, ich arbeite symbolischer. Milvas Kenntnisse als Illustratorin sind genauso sichtbar wie meine als Grafikerin. Dass ich Grafikerin bin, schlägt sich auch in meinen Zeichnungen nieder, ich bin eher diejenige, die zu verstehen und zu vermitteln sucht.

  – Wie geht ihr vor, wenn ihr zusammen eine Geschichte wie diejenige in diesem Heft ausheckt ?

  M – Wir reden darüber, und zwar sehr oft. Aber wir zeichnen auch viel. Gerade bei dieser Geschichte versuchten wir, über Skizzen und Zeichnungen, die wir ständig austauschten, zur Story, zu den Figuren und zum Inhalt zu gelangen. Inzwischen kennen wir uns ja so gut, dass es nur die Erwähnung gewisser Stichworte braucht, um etwas zu erklären.

  J – Anstatt die zu Beginn noch vagen Vorstellungen gleich in Worte zu fassen, suchen wir manchmal nach gemeinsamen Vorbildern, um uns auf einen bestimmten Stil oder eine Form der Narration einigen zu können. Aber es braucht auch so noch eine ansehnliche Menge Gespräche, bis wir uns gefunden haben.

  – Reflektiert ihr eure gemeinsame Arbeit mehr als die einsame ?

  M – Zu zweit fällt es einem leichter, die Arbeiten im Gespräch zu reflektieren. Allein gibt man schneller auf, gerät ins Grübeln und Zweifeln. Arbeitet man zu zweit, hält man länger durch, auch der anderen Person zuliebe.

  J – Ja, man bespricht automatisch viel mehr. Alleine kann man sich um gewisse Überlegungen herummogeln.

  – Gibt es Konkurrenz zwischen euch beiden ? Wer prägendere Elemente, ihren eigenen Stil beisteuert ? Wessen Name als erster genannt wird? Wer in Interviews mehr Antworten gibt ?

  M – Nein, das gibt es erstaunlich wenig  ; vielleicht, weil wir uns unserer Unterschiede bewusst sind.

  J – Genau, wir sind unterschiedlich genug. Wir haben ja auch noch unsere eigene Arbeit, unseren eigenen Stil. Jede von uns hat einen sehr eigenen Strich, hat eigene Themen. Und da wir in unterschiedlichen Feldern arbeiten, muss keine von uns Angst haben, die andere würde ihr etwas wegnehmen.

  – Werdet ihr in zehn Jahren noch zusammen arbeiten ?

  M – Wir haben das noch gar nie gemeinsam besprochen, aber ich würde es mir wünschen, denn ich finde die Arbeit mit Julia gut und reizvoll, aber ich könnte mir nicht vorstellen, ausschliesslich mit ihr zu arbeiten.

  J – Ich glaube, wir sehen das beide sehr ähnlich. Da ich meine Ausbildung letztes Jahr abgeschlossen habe, ist meine Karriereplanung noch nicht weit gediehen. Aber als ein Standbein unter mehreren kann ich mir eine Zusammenarbeit auch in zehn Jahren durchaus vorstellen.