flag: Eine Definition
flag: Bastien Aubry & Dimitri Broquard

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Interview mit
flag: Bastien Aubry & Dimitri Broquard

  Bastien & Dimitri – Seit 2001 betreiben wir unter dem Namen flag ein Grafikdesign Studio in Zürich. Hauptsächlich arbeiten wir für kulturelle Projekte wie Kataloge, Künstlerbücher, Magazine und Poster. Wir arbeiten aber auch im Bereich Illustration und Zeichnung und verfolgen freie Kunstprojekte.

  Unsere Zusammenarbeit hat während des Grafikstudiums in Biel begonnen, mit der Gruppe silex, die aus sieben Personen bestand und diverse Hefte herausgab. Für die erste Ausgabe kopierten wir unsere Zeichnungen aus dem Illustrationskurs und bastelten ein Fanzine daraus. Dann entwickelten wir es weiter und traten nur noch unter dem gemeinsamen Namen silex auf. Das war wie ein Spiel, die Leute wussten nicht recht, wer dahinter stand. Es war eine gute Zeit. Unser Ziel war, tolle Hefte zu gestalten und nicht, Geld zu verdienen. Wir sassen oft stundenlang zusammen, haben getrunken, diskutiert und verrückte Ideen entwickelt. Einmal gewannen wir ein Design-Stipendium und mieteten mit dem Geld ein Haus in Frankreich. Wir luden alle unsere Freunde ein, um sich dort an der Gestaltung der folgenden silex-Ausgabe zu beteiligen. Es waren Leute, die entweder überhaupt nicht oder nur ganz schlecht zeichnen konnten. Aus den Resultaten wollten wir ein Heft mit Siebdrucken machen. Am Ende standen wir ratlos mit all den Zeichnungen da, die wir nicht mochten. Wir merkten aber, dass wir sie nachträglich bearbeiten und beeinflussen konnten, um damit ein tolles Heft zu gestalten. Das war eine wichtige Erfahrung. Zuvor dachten wir immer, eine Zeichnung sollte sorgfältig und schön gemacht sein. Danach hatten wir keine Angst mehr, „falsch“ zu zeichnen. Mit dem letzten Heft, der Nummer 20, betitelt „This is the End“, lösten wir silex 2004 wieder auf. Es wurde für alle eine zu grosse Belastung, denn wir schafften nur noch mit Mühe eine Ausgabe pro Jahr. Aber wer weiss, vielleicht gibt’s ja einmal ein Comeback, vielleicht mit einer „Zombie“-Ausgabe. Wir haben noch etwas Geld auf dem Konto.

  Aus der Zeit mit silex haben wir viele Arbeitsmethoden mitgenommen. Was wir jetzt mit flag machen, ist gewissermassen eine Erweiterung von silex. Für jede Arbeit versuchen wir eine eigene, starke Bildsprache zu entwickeln, sei sie handgemacht, am Computer hergestellt, seien es Bildcollagen oder rein typografische Arbeiten. Wir möchten nicht, dass die Kunden genau wissen, was sie bekommen. Was das betrifft, sind wir mit der Zeit mutiger geworden.

  Früher haben wir fast alle Arbeiten gemeinsam gemacht. Wir merkten aber relativ schnell, dass wir effizienter sind, wenn wir uns die Arbeit aufteilen. Wir haben auch nicht immer dieselbe Vision des Resultates, deshalb ist es produktiver, wenn einer von uns eine Arbeit gleich bis zum Schluss übernimmt. Das Konzept besprechen wir aber vor jeder Arbeit gemeinsam.

  D – Es gibt auch persönliche Schwerpunkte – ich arbeite mehr mit Typo, Bastien mehr mit Photoshop. Gemeinsam zu zeichnen ist definitiv anspruchsvoller als beispielsweise ein Buch gemeinsam zu layouten, es ist viel persönlicher. Fürs strapazin wollen wir es aber probieren. Wir versuchen auch, narrativ zu erzählen, der Reiz eines Comics besteht ja in der Geschichte. Obwohl wir beide darin nicht so gut sind.

  B & D – Wir bewegen uns in ganz unterschiedlichen Disziplinen, von angewandten Arbeiten hin zu freien Projekten und Ausstellungen. Das Problem ist manchmal, dass uns die Leute nicht mehr einordnen können. Dies führt zu Diskussionen zwischen uns, wie wir die beiden Felder Auftragsarbeiten und freie Arbeiten besser trennen könnten. In Zukunft werden wir wohl mit zwei Webseiten und zwei Namen auftreten. Eine weitere Frage ist, ob die Arbeiten vermehrt in eine bestimmte Richtung gehen sollen oder ob in der Mischung die Stärke liegt.

  B – Dimitri mag die Mischung aus verschiedenen Arbeiten, ich möchte mehr freie Arbeiten machen. Meiner Meinung nach kann man sich nicht wirklich vertiefen, wenn man so viele verschiedene Dinge gleichzeitig tut. Mit der Zeit wird man auch realistischer, was die Jobs angeht. Wenn ein Kunde dahinter steht, ist man nie ganz frei. Man löst ein Problem für einen Kunden und geht dabei oft auch Kompromisse ein. Die freien Arbeiten sind radikaler und lassen mehr Platz für Zufälle. Das Beste an unserer Zusammenarbeit ist die treibende Energie. Wir motivieren uns gegenseitig. Wenn man weiss, dass der andere im Raum nebenan arbeitet, arbeitet man selber auch. Und man kann sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und sagen : Das haben wir gut gemacht !

  Kürzlich gab es einen interessanten Artikel im Magazin des Tages-Anzeigers über die Ineffizienz der Zusammenarbeit. Dort wird beschrieben, dass grosse Erfindungen und Werke immer von einer Einzelperson stammen, denn der Mensch passt sich stets den anderen an ; eine Gruppe wird ihn zwangsläufig an der hartnäckigen und kompromisslosen Verfolgung seiner Idee stören, selbst wenn sie es gar nicht beabsichtigt. Als gutes Beispiel für jemanden, der alleine zu bedeutenden Erkenntnissen kam, wird Albert Einstein und seine Relativitätstheorie genannt.