EDITORIAL

 

Diese Ausgabe von STRAPAZIN
trägt keinen Titel, weil ich es beim besten Willen nicht geschafft habe, den fünf Comics einen gemeinsamen Überbau überzustülpen – sie sind zu unterschiedlich. Nur etwas haben sie gemein: Die fünf Autoren sind in ihrem jeweiligen Sprachraum anerkannte Größen, haben hierzulande aber noch zu wenig und im STRAPAZIN noch gar keine Beachtung gefunden – bis auf Riad Sattouf (STRAPAZIN 73).

Von Sattouf präsentieren wir „Das geheime Leben der Jugend“, die bitterbösen, aberwitzigen und hinterfotzigen Alltagsbeobachtungen, die er Woche für Woche in der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo publiziert.

Zwei oder drei Generationen älter ist „Sergent Laterreur“. Touïs-Frydman veröffentlichten ihre psychedelischen Pamphlete wider den militärischen Irr- und Unsinn von 1971 bis 1973 in René Goscinnys Zeitschrift Pilote, ehe der Sergent und seine Autoren von der Bildfläche verschwanden.

 

 

Conrad Botes, die eine Hälfte der kontroversen südafrikanischen Zeitschrift Bitterkomix, deutet in „Esau und Jakob“ die bekannte biblische Legende vor dem Hintergrund der südafrikanischen Geschichte neu.

Der 1977 geborene und in Saint Louis (Missouri) lebende Amerikaner Kevin Huizenga schafft es auf unnachahmliche Art, in seinen Comics um sein Alter Ego Glenn Ganges philosophische Fragen in Bildern zu umkreisen. In „Zeitreisen II“ schildert er, was einem während einer schlaflosen Nacht so alles durch den Kopf geht. Wer – wie ich – an Schlafproblemen leidet, wird diese Geschichte lieben… Mehr von Huizenga gibt es hier und hier.

Schließlich hat auch der Finne Ville Ranta, der in seiner Heimat längst zu den wichtigsten Protagonisten der unabhängigen Comics gehört, seinen ersten Auftritt im STRAPAZIN. „Das große Reinemachen“ ist eine tragikomische Trennungsgeschichte voll wortloser, theatralischer Verzweiflung.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.

Christian Gasser

 
     

 

Cover und Illustration: Conrad Botes