Chris Scheuer

Der
Meister
Chris Scheuer wurde 1952 in der Steiermark (Österreich) geboren. Schon mit zwölf Jahren half er seinem Vater, einem Maler, Bildhauer und Gemälderestaurator, beim Auffrischen alter Bilder. Diese Erfahrungen und das früh von den Eltern erkannte künstlerische Talent führten Chris Scheuer noch während seiner Schulzeit zu ersten Veröffentlichungen in der Regionalpresse.
Nach "Überstehen der siebziger Jahre" lernte Scheuer 1982 schliesslich Raymond Martin kennen, der in seinem Magazin Schwermetall die ersten Bildergeschichten von ihm veröffentlichte. Auch das aus Österreich stammende Comic-Magazin Comic Forum publizierte bald seine Geschichten.
1984 wurde Chris Scheuer am 1.Internationalen Comic-Salon in Erlangen mit dem "Max und Moritz-Preis" als bester deutschsprachiger Comic-Künstler ausgezeichnet. Während er bis dahin nur einem kleinen Insiderkreis bekannt war, erreichte er mit dieser Auszeichnung internationale Anerkennung, und für das französische Magazin Charlie zeichnete Scheuer nach den Texten von Rodolphe die Geschichten um "Marie Jade". In den Zeichnungen zu dieser Serie erreichte er durch den Gebrauch von Farbe erstmals das zeichnerische Potential, das ihn zu einem der begehrtesten Illustratoren macht. Bereits damals wurden vereinzelt Leute auf sein Talent aufmerksam und nutzten die kunstvollen Zeichnungen für Werbeaufträge.
1988 zog Scheuer von Österreich nach Hamburg, wo es für den neugierigen und arbeitswütigen Zeichner bessere Möglichkeiten gab, seine Kunst zu verkaufen. Neben einem neuen, diesmal auf mehrere Alben angelegten Projekt ("Sir Ballantime") häuften sich bald auch die Anfragen von Agenturen für die Gestaltung von Werbeträgern.
1991 kehrte Chris Scheuer mit seiner Familie wieder in die Heimat zurück und bezog in der Nähe von Graz einen abgelegenen Bauernhof. Um in dieser von Auftragsarbeiten ausgefüllten Zeit seine Kreativität auszuleben, fand Scheuer im Malen von grossformatigen, teilweise abstrakten Gemälden eine neue Leidenschaft. Die wenigen Ausflüge in die Welt der Comics wurden von seinen Fans dankbar angenommen, wie das 1993 erschienene Buch ”LocoMotiv” zeigte, in dem er neben Beispielen seiner Zeichenkunst auch skizzenhaft Stationen aus seinem Leben vermerkte, oder die 1999/2000 zu Papier gebrachte Fortsetzung von "Sir Ballantime", erschienen als "Die sonderbaren Abenteuer des Sir Bell´Ol´Times: Antartica Obscura".
Seit 2000 wieder in Hamburg, ist Scheuer vor allem mit dem Zeichnen von Storyboards für das Fernsehen beschäftigt. Die Erzählform Comic kann ihn aber weiterhin begeistern, wie die in diesem Heft veröffentlichte Geschichte "Wie ein Traum in schlafloser Nacht" beweist, eine "gewitzte Kriminalgeschichte im Stil Alex Raymonds".
Volker Hamann


Auswahlbibliografie
"Scheuer" - Sammelband mit Kurzgeschichten und Illustrationen, Comicothek de Luxe, Wien 1984. "Wie ein Parfum von Guerlain" (Szenario: Wolfgang Mendl), Atomium-58-Reihe, Rijperman/Drukwerk, Amsterdam 1986. "Marie Jade" (Szenario: Rodolphe), Alpha Verlag, Nürnberg 1987. "Morgana" Teil 1 und 2 in der Piccoloreihe "Stars in Strips", Edition Kunst der Comics, Thurn 1989. "Sir Ballantime" (Szenario: Wolfgang Mendl), Carlsen Verlag, Hamburg 1990. "Pianissimo" - Sammelband mit Kurzgeschichten, Comicothek, Wien 1992. "LocoMotiv", Hummelcomic, Hamburg 1993. "Die sonderbaren Abenteuer des Sir Bell'Ol'Times: Antartica Obscura", Comicothek, Wien 2000



Illustration: Andreas Dierssen