Kurz und Gut von Christian Meyer |
Reinhard Kleist & Tobias O. Meissner »Rampokan« vom Niederländer Peter van Dongen spielt in den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Ende der Kolonialzeit in Indonesien steht kurz bevor: 1946 kehrt der auf Java geborene Niederländer Johan in seine alte Heimat zurück, um gegen die Rebellen zu kämpfen. Sein kolonialer Auftrag und seine ehrliche Liebe zum Land werden allmählich zum Widerspruch und Johan gerät zwischen die Fronten. Van Dongen führt den Ligne-Claire-Stil mit historischem Detailreichtum und ausgefeilter visueller Erzähltechnik zur Perfektion. Der abschliessende zweite Band erscheint Ende des Jahres. Peter van Dongen An seine Serie »Der alltägliche Kampf« anknüpfend, erzählt Manu Larcenet mit Unterstützung des Texters Jean-Yves Ferri in »Die Rückkehr aufs Land« von seinem neuen Leben auf dem Lande. In der dörflichen Provinz muss sich der technikverliebte Städter nicht nur mit dem langsamen und schrulligen Dorfleben auseinandersetzten, sondern vor allem mit sich selbst. Seine pointiert in klassischer Strip-Länge erzählten Anekdoten ergeben in ihrer Gesamtheit eine durchgehende Geschichte, in der Larce-net ernste Töne mit Humor verbindet. Der erste Band der deutschen Ausgabe vereint die ersten beiden Bände der französischen Reihe. Jean-Yves Ferri & Manu Larcenet »Fashionvictims, Trendverächter« von Ulli Lust versammelt die Bildkolumnen und Minireportagen aus Berlin der in der deutschen Hauptstadt lebenden Österreicherin. Die kurzen Geschichten sind weit-gehend in der Berliner Boheme angesiedelt und charakterisieren mit ironischem Unterton typische Verhaltensmuster. Die treffend beobachtenden Cartoons, Strips und Kurzgeschichten erschienen erst-mals zwischen 2001 und 2008 in diversen Magazinen, darunter auch Monogatari und STRAPAZIN. Zu den Cartoons hat Kai Pfeiffer kurze Texte beigetragen. In der von Lydia Schönberger herausgegebenen Anthologie »Pommes d'amour« ist Ulli Lust ebenfalls vertreten. Der Band versammelt 7 Geschichten über die Liebe. Die Zeichnerinnen Paz Boïra, Verena Braun, Élodie Durand, Claire Lenkova, Laureline Michon, Barbara Yelin und Ulli Lust erzählen von Schwärmereien aus der Kindheit, mysteriösen Begegnungen in der Nacht oder Zweifeln an der Fernbeziehung. In unterschiedlichsten Zeichenstilen und mal realistisch, mal sehr abstrakt erzählt, ergeben die Geschichten einen ausgesprochen anspruchsvollen und edlen Sammelband. Ulli Lust Lydia B. Schönberger (Hg.) Mit seinen Geschichten aus den Neunzigern, im Eigenverlag gestartet und inzwischen beim Verlag Schwarzer Turm untergekommen, arbeitet FAB seit einigen Jahren an einer der sonderbarsten deutschsprachigen Comic-Reihen. In Publikationsform am US-Underground angelehnt, sind die von schwer greifbarem Wehmut durchzogenen Geschichten um eine Gruppe junger Leute weder in der Chronologie noch in Bezug auf das Figurenar-senal leicht durchschaubar. Der neueste, vierte Band »Ausscheider« springt wieder zurück in die Schulzeit der Clique, zu Tom, der später, wie ein früherer Band verrät, Selbstmord begehen wird. Jule K. orientiert sich ebenfalls am US-Underground: Mit »Fernanda’s fabulous life« legt sie eine weitere überdrehte Geschichte um ein naives Mädchen vor, schmeisst alle Klischees der Mädchen- und der Popwelt zusammen und rührt gut durch. Heraus kommt eine Hanni- und Nanni-Geschichte um die bildschöne, FAB Jule K. Der Südafrikaner William Kentridge wird weniger im Comic- oder Filmbereich als im Kunstkontext wahrgenommen. Dabei ist seine Kunst überall zu Hause: Die Zeichentrickfilme basieren auf Kohlezeichnungen, die durch wiederholtes Ausradieren und neu Zeichnen immer wieder verändert werden. Die einzelnen Bildzustände werden mit einer Einzelbildkamera aufgenommen und bleiben in den darauf folgenden Bildern durch Kohlerückstände weiterhin sichtbar. Der Dokumentarfilm »William Kentridge – Zeichnen für den Augenblick« vermittelt Kentridges ungewöhnliche Technik für seine emotionalen und meist politischen Filme. Maria Anna Tappeiner & Reinhard Wulf |
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